Nottingham Guardian - Wachsende Kritik an Behörden nach Bränden auf Hawaii mit mindestens 93 Todesopfern

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Wachsende Kritik an Behörden nach Bränden auf Hawaii mit mindestens 93 Todesopfern
Wachsende Kritik an Behörden nach Bränden auf Hawaii mit mindestens 93 Todesopfern / Foto: Yuki IWAMURA - AFP

Wachsende Kritik an Behörden nach Bränden auf Hawaii mit mindestens 93 Todesopfern

Nach den tagelangen Bränden auf der hawaiianischen Insel Maui wächst die Kritik an den Behörden. Nach Berichten von Überlebenden hatte es keinerlei offizielle Warnung gegeben. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen zur Reaktion der Behörden auf die Feuer auf. Derweil wird allmählich das ganze Ausmaß der Verwüstung deutlich: Die Zahl der Todesopfer stieg nach Behördenangaben vom Samstagabend (Ortszeit) auf mindestens 93, mehr als 2200 Häuser brannten nieder.

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Hawaiis Gouverneur Josh Green warnte, die Menschen müssten sich auf noch weiter steigende Opferzahlen einstellen. Laut Mauis Polizeichef John Pelletier konnte bislang erst ein kleiner Teil des Katastrophengebiets abgesucht werden. Aufgrund der Schwere der Verbrennungen konnten zudem erst zwei Todesopfer identifiziert werden.

"Die menschlichen Überreste, die wir finden, stammen aus einem Feuer, das Metall geschmolzen hat", schilderte Pelletier. "Wenn wir sie aufheben, zerfallen sie." Die Opfer könnten nur noch anhand von DNA-Proben identifiziert werden.

Am Samstagabend kämpfte die Feuerwehr auf Maui noch gegen mindestens einen Brand im bergigen Inneren der Insel. Ein weiteres Feuer konnte laut Behördenangaben inzwischen gelöscht werden.

Nach Schätzungen der US-Katastrophenschutzbehörde Fema wurden durch die Brände mehr als 2200 Häuser beschädigt oder zerstört. Die historische Stadt Lahaina, einst Sitz der hawaiianischen Königsfamilie, besteht fast nur noch aus Asche und Ruinen. Mehr als 1410 Menschen wurden Behördenangaben zufolge in Notunterkünften untergebracht. Die Kosten für den Wiederaufbau der betroffenen Gemeinden werden auf 5,5 Milliarden Dollar (5,5 Milliarden Euro) geschätzt.

Der 80-jährige Anthony Garcia schilderte, seine Wohnung in Lahaina sei komplett zerstört, sein Eigentum und alle Andenken verbrannt. Das Feuer habe ihm alles genommen, "es bricht mir das Herz".

Unterdessen leitete die Justiz Ermittlungen zum Krisenmanagement der Behörden ein. Die getroffenen Entscheidungen "im Vorfeld, während und nach den Waldbränden auf den Inseln Maui und Hawaii" würden umfassend überprüft, erklärte Generalstaatsanwältin Anne Lopez.

Bewohner der betroffenen Gebiete berichteten, sie seien nicht durch Sirenen vor dem Feuer gewarnt worden. "Der Berg hinter uns hat Feuer gefangen und niemand hat uns irgendetwas gesagt", sagte Anwohnerin Vilma Reed der Nachrichtenagentur AFP. Dass es brannte, habe sie erst mitbekommen, als die Flammen bereits die Straßenseite gegenüber ihrem Haus erreicht hatten. Das Haus brannte nieder, die 63-Jährige haust jetzt mit ihrer Tochter, ihrem Enkel und zwei Katzen in ihrem Auto.

Auf Maui war es während der Brände zu zahlreichen Stromausfällen gekommen, sodass viele Einwohner keine Notfallwarnungen auf ihren Mobiltelefonen empfangen konnten. Mancherorts funktionierte auch der Notruf nicht. Auf diesen Fall hätten die Behörden vorbereitet sein müssen, sagte die US-Kongressabgeordnete Jill Tokuda. "Wir haben die Gefährlichkeit, die Schnelligkeit von Feuer unterschätzt", räumte sie im US-Sender CNN ein.

Hawaiis Gouverneur Green verteidigte die Reaktion der Behörden. Die Situation sei durch die Anzahl der Brände und starken Wind erschwert worden, sagte er. Er bezweifle, dass die Behörden angesichts des sich rasch ausbreitenden Feuers viel hätten ausrichten können.

Im Notfallplan des vergangenen Jahres hatte der Bundesstaat Hawaii das Risiko von Waldbränden für die Bevölkerung als "gering" bezeichnet.

Bei vielen Einwohnern von Lahaina wuchs am Samstag der Unmut, als ihnen aus Sicherheitsgründen die Rückkehr in ihre zerstörte Stadt verwehrt wurde. Wer das Katastrophengebiet trotz des Verbots betrete, müsse mit bis zu einem Jahr Gefängnis oder einer Geldstrafe von 2000 Dollar rechnen, teilte die Polizei von Maui mit. Viele Bewohner warteten stundenlang vergeblich an einer Straßensperre in der Hoffnung, zu den Ruinen ihrer Häuser zurückzukehren und nach vermissten Angehörigen oder Haustieren suchen zu können.

Die Busch- und Waldbrände auf Maui und der benachbarten Insel Hawaii waren am vergangenen Dienstag ausgebrochen. Es sind die folgenschwersten Brände in den USA seit mehr als hundert Jahren. Heftiger Wind führte zu einer rasanten Ausbreitung der Flammen. Die Brände folgten auf andere extreme Wetterereignisse in Nordamerika in diesem Sommer, mit rekordverdächtigen Waldbränden in Kanada und einer großen Hitzewelle im Südwesten der USA.

W.P.Walsh--NG