Hunderte Muslime setzen Kirchen und christlichen Friedhof in Pakistan in Brand
Hunderte muslimische Männer haben am Mittwoch in Pakistan mehrere Kirchen in Brand gesetzt und einen christlichen Friedhof verwüstet. Nach Polizeiangaben stürmte die Menschenmenge mit Knüppeln und Steinen bewaffnet ein mehrheitlich christliches Viertel in der Millionenstadt Faisalabad. Zu den Ausschreitungen kam es, nachdem eine fundamentalistische Gruppe eine in der Stadt ansässige christliche Familie beschuldigt hatte, den Koran geschändet zu haben. Einem Sprecher der örtlichen Sicherheitskräfte zufolge wurden niemand bei dem Gewaltausbruch verletzt.
Auf in Online-Netzwerken verbreiteten Bildern war zu sehen, wie Rauch aus einer Kirche aufstieg und auf der Straße Möbel in Brand gesteckt wurden. Neben Kirchen und dem Friedhof wurde auch das Gebäude der Kommunalverwaltung gestürmt und verwüstet. Protestierende Menschen forderten die Behörden dazu auf, gegen Blasphemie vorzugehen.
Der pakistanische Bischof Azad Marshall aus der Nachbarstadt Lahore forderte in dem in "X" umbenannten Kurzbotschaftendienst Twitter Justiz und Sicherheitskräfte auf, einzugreifen und "uns zu versichern, dass unser Leben in unserem eigenen Heimatland einen Wert hat". Christen machen in Pakistan etwa zwei Prozent der Bevölkerung aus und gelten als stark sozial benachteiligt.
Pakistans neu ernannter geschäftsführender Premierminister Anwaar-ul-Haq Kakar schrieb auf Twitter, er sei "entsetzt" über die Geschehnisse. Gegen Menschen, die "gegen das Gesetz verstoßen und Minderheiten ins Visier nehmen", würden "strenge Maßnahmen ergriffen".
"Gotteslästerung" kann in dem streng konservativ-islamischen Land mit dem Tod bestraft werden. Dutzende Menschen verbüßen dort wegen entsprechender Anschuldigungen nach Schätzungen eines US-Ausschusses zur Religionsfreiheit lebenslange Gefängnisstrafen oder warten auf ihre Hinrichtung. In den vergangenen Jahren hatte das Schicksal der pakistanischen Christin Asia Bibi international Aufsehen erregt, die wegen "Gotteslästerung" 2010 zum Tode verurteilt und 2018 freigesprochen wurde. Später verließ sie Pakistan und lebt mittlerweile im Exil.
M.Sutherland--NG