Kooperation mit Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem bei Polizeiausbildung geplant
Das Bundesinnenministerium will mit der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem bei der Ausbildung der Bundespolizei zusammenarbeiten. Dafür unterzeichneten Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Vorstandsvorsitzende der Gedenkstätte, Dani Dayan, am Donnerstag in Berlin eine Kooperationsvereinbarung. Ziel sei es, noch stärker für das Themenfeld Antisemitismus bei Bundespolizei und Bundeskriminalamt (BKA) zu sensibilisieren.
"Das durch Deutsche begangene Menschheitsverbrechen des Völkermords an den europäischen Juden darf niemals in Vergessenheit geraten", erklärte Faeser. "Die Erinnerung daran muss auch heute unser staatliches Handeln prägen." Zudem nannte sie es eine wichtige Aufgabe, "mit aller Kraft das heute zum Glück wieder vielfältige jüdische Leben in Deutschland zu schützen und zu verteidigen".
"Straftaten gegen Jüdinnen und Juden müssen wir mit aller Kraft bekämpfen", betonte Faeser. "Dazu gehört Härte in der Strafverfolgung und viel stärkere Prävention." Zwar leisteten die Polizeibehörden hier bereits sehr gute Arbeit. "Um schon in der Polizeiausbildung die Grundlagen zu legen für ein noch stärkeres Bewusstsein für Antisemitismus und für Sensibilität gegenüber den Betroffenen, ist unsere Zusammenarbeit mit der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem von großem Wert", erklärte die Ministerin.
"Durch die Kooperationserklärung mit dem Bundesinnenministerium wird Yad Vashem nun mit der Bundespolizei und dem Bundeskriminalamt zusammenarbeiten und Bildungsveranstaltungen anbieten, um ein tieferes Verständnis für die Geschichte des Holocaust zu vermitteln und ein kollektives Engagement für die Erinnerung an den Holocaust zu fördern", erklärte Dayan. Die Partnerschaft ermöglicht es, über die jüdischen Gemeinden in Deutschland zu unterrichten "und das Bewusstsein für den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland zu schärfen".
Geplant sind neben dem Bereitstellen von Lehr- und Lernmaterialien sowie Archivalien auch interaktive Online-Seminare. Zudem soll es Schulungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Bereich polizeilicher Aus- und Fortbildung geben mit der Möglichkeit eines persönlichen Besuchs der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel im Rahmen mehrtägiger Studienreisen. Auch soll die Gedenkstätte fachliche Beratung zu Holocaust-bezogenen Themen anbieten.
In Yad Vashem in Jerusalem wird an das Schicksal der mehr als sechs Millionen jüdischen Opfer des Massenmordes des deutschen NS-Regimes in Europa und Nordafrika erinnert. Die Gedenkstätte, die auch vielfältige Bildungsarbeit anbietet, feiert in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen.
Der Publizist Michel Friedman warnte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag vor zunehmendem Antisemitismus in Deutschland. "Die Lebensqualität ist für Juden in Deutschland schlechter geworden", sagte Friedman der Zeitung. Es sei mittlerweile so weit, "dass man in der Straßenbahn oder auf der Straße angepöbelt oder gar angegriffen wird, nur weil man als Jude erkennbar ist."
Als zwei Ursachen dafür nannte er den islamischen Antisemitismus sowie das Erstarken der rechtspopulistischen AfD. "Die geistige Brandstiftung und die brutale Gewalt haben zugenommen. Alles scheint wieder sagbar zu sein", sagte Friedman.
W.Prendergast--NG