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Suche nach tausenden Toten der Flutkatastrophe im libyschen Darna geht weiter
Suche nach tausenden Toten der Flutkatastrophe im libyschen Darna geht weiter / Foto: - - AFP

Suche nach tausenden Toten der Flutkatastrophe im libyschen Darna geht weiter

In der libyschen Küstenstadt Darna geht eine Woche nach der Flutkatastrophe die Suche nach mutmaßlich tausenden weiteren Opfern weiter. Nach den jüngsten Zahlen des Gesundheitsministeriums im Osten Libyens sind in der 100.000-Einwohner-Stadt mindestens 3252 Menschen getötet worden, Tausende weitere würden vermisst. Der libysche Rote Halbmond dementierte unterdessen die Zahl von 11.300 Todesopfern, die zuvor das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) verbreitet hatte.

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Roter-Halbmond-Sprecher Taufik Schokri sagte der Nachrichtenagentur AFP, seine Organisation sei "befremdet darüber, dass unser Name mit diesen Zahlen in Verbindung gebracht wird". Diese trügen zur "Verwirrung und Not der Familien der Vermissten bei". Das Ocha hatte die Zahl zuvor unter Berufung auf den Roten Halbmond verbreitet.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) waren wegen der Überflutungen mindestens 40.000 Menschen im Nordosten Libyens auf der Flucht.

Das Sturmtief "Daniel" hatte am Sonntag vergangener Woche heftige Überschwemmungen im Osten Libyens angerichtet. Die Küstenstadt Darna wurde besonders schwer getroffen, da dort zwei Flussdämme brachen. Die Wucht, mit der die Wassermassen durch ein ausgetrocknetes Flussbett schossen, war mit der eines Tsunamis vergleichbar. Außerhalb von Darna zählte die UNO weitere 170 Todesopfer.

Eine AFP-Reporterin beobachtet vor Ort ein katastrophales Szenario: umgestürzte Autos, zerschmetterte Lastwagen, entwurzelte Bäume und Strommasten sowie mit Schlamm beschmierte Halbseligkeiten der Bewohner.

Bei den Überflutungen waren zahlreiche Menschen ins Mittelmeer gerissen worden. Ein Teil der Stadt wurde unter Schlammmassen begraben. Weiterhin werden täglich Dutzende Leichen aus dem Wasser oder unter Trümmern und Schlammmassen herausgezogen.

Maltesische Rettungskräfte entdeckten laut der Zeitung "Times of Malta" hunderte Leichen in einer Bucht. "Es waren wahrscheinlich 400, aber es ist schwer zu sagen", sagte Einsatzleiter Natalino Bezzina der Zeitung, ohne den genauen Fundort zu nennen. Sein Team habe aber bei der Bergung einiger Dutzend Todesopfer helfen können.

Ein libysches Einsatzteam auf einem Schlauchboot berichtete in einem in Online-Netzwerken verbreiteten Video, es habe in der Region Om-al-Briket etwa 20 Kilometer östlich von Darna "vielleicht 600 Leichen" im Meer entdeckt. Unklar war, ob es sich um dieselbe Stelle handelte, von der auch die maltesischen Einsatzkräfte sprachen.

Das UN-Büro Ocha erklärte, die humanitäre Lage in Darna sei weiterhin "besonders schlimm". Es gebe ernsthafte Probleme bei der Trinkwasserversorgung und mindestens 55 Kinder seien durch verseuchtes Trinkwasser vergiftet worden.

Nach Ocha-Angaben besteht in der Umgebung von Darna außerdem die Gefahr, durch Landminen verletzt oder getötet zu werden, die durch die Überschwemmungen in Bewegung geraten oder freigespült wurden. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen verlegte Teams in den Osten des Landes, um dort die Wasser- und Sanitärversorgung zu überprüfen.

Die Hilfsorganisation Islamic Relief erklärte, in Darna herrsche eine "wachsende Gefahr von durch Wasser übertragenen Krankheiten" wie Cholera. Außerdem mangele es in Darna an Nahrungsmitteln, Unterkünften und Medikamenten. "Die Stadt riecht nach Tod", sagte Salah Abulgasem von Islamic Relief.

Der britische Außenminister James Cleverly beklagte, dass die internationale Hilfe durch das Fehlen staatlicher Strukturen in Libyen "stark erschwert" werde. Libyen war nach dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 ins Chaos geraten. Inzwischen sind im Westen und Osten des Landes rivalisierende Regierungen an der Macht.

Auf dem Flughafen von Bengasi, mehr als 300 Kilometer westlich von Darna, trafen derweil weitere Einsatzkräfte und Hilfsgüter für die Hochwasseropfer in Darna und Umgebung ein. Unter anderem kamen aus Russland 35 Notfallmediziner und Hilfsgüter sowie 53 Rettungssanitäter an.

T.McGilberry--NG