Studie: Klimawandel trug zu Flut in Libyen und Griechenland bei
Der globale Klimawandel hat stark zu der Flutkatastrophe in Libyen und zu den jüngsten Überschwemmungen in Griechenland beigetragen. Die Erderwärmung habe das Hochwasser in Libyen 50-mal wahrscheinlicher gemacht, erklärte die Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) am Dienstag. Allerdings hätten auch andere Faktoren wie der Konflikt in dem nordafrikanischen Land und die schlechte Instandhaltung von Infrastruktur zum Ausmaß der Katastrophe beigetragen.
Eine Katastrophe von einem Ausmaß wie in der ostlibyschen Stadt Darna ereigne sich nur alle 300 bis 600 Jahre, heißt es in der Schnell-Studie. Die Regenfälle, die zu den Überschwemmungen geführt hatten, seien wegen des menschengemachten Klimawandels sowohl wahrscheinlicher geworden als auch heftiger ausgefallen.
Das Sturmtief "Daniel" hatte Anfang September weite Teile des Mittelmeerraums heimgesucht und unter anderem in Griechenland und im Osten Libyens Überschwemmungen ausgelöst. Der Klimawandel habe die heftigen Regenfälle in Libyen 50-mal wahrscheinlicher und in Griechenland, Bulgarien und der Türkei immerhin zehnmal wahrscheinlicher gemacht, errechnete die Forschungsgruppe WWA.
In Libyen wurde die am Mittelmeer gelegene 100.000-Einwohner-Stadt Darna besonders schwer getroffen, dort brachen zwei Dämme an einem Fluss. Bisher wurden bereits mehr als 3300 Tote geborgen, die Opferzahl dürfte noch deutlich steigen.
Das WWA-Netzwerk mit renommierten Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern wie der Deutschen Friederike Otto vom Londoner Imperial College widmet sich der sogenannten Attributionsforschung. Dieser relativ neue Zweig der Klimawissenschaft prüft, wie stark einzelne Extremwetterereignisse mit dem Klimawandel zusammenhängen. Dazu werden historische Wetterdaten und Klimamodellrechnungen genutzt.
Um eine schnelle Einschätzung aktueller Wetterereignisse zu ermöglichen, werden die WWA-Studien veröffentlicht, ohne in einem sogenannten Peer-Review-Verfahren langwierig von nicht beteiligten Wissenschaftlern geprüft zu werden. Das Forschernetzwerk wendet aber anerkannte wissenschaftliche Methoden an.
Bei der nun vorgelegten Untersuchung zu den Folgen von Sturmtief "Daniel" gibt es laut WWA allerdings "große mathematische Unsicherheiten", weil aus dem Krisenland Libyen nur wenige Wetterdaten zur Verfügung stünden. Außerdem habe sich die Katastrophe in einem relativ kleinen Gebiet ereignet, so dass keine akkuraten Klimamodelle möglich seien.
Nichtsdestotrotz sind sich die Studienautoren nach eigenen Angaben sicher, "dass der Klimawandel die Ereignisse wahrscheinlicher gemacht" habe. So könne auf die gegenwärtige Hitze eine Zunahme der Regenintensität um rund zehn Prozent zurückgeführt werden.
"Nach einem Sommer mit zerstörerischen Hitzewellen und Waldbränden mit einem eindeutigen Fingerabdruck des Klimawandels war die Quantifizierung des Beitrags der Erderwärmung zu diesen Überflutungen schwieriger", erklärte Otto. "Aber es besteht absolut kein Zweifel, dass die Verringerung von Anfälligkeit und die Stärkung der Widerstandskraft gegen alle Arten von Wetterextremen in der Zukunft von überragender Bedeutung für die Rettung von Leben ist."
Wissenschaftlern zufolge war "Daniel" der tödlichste und kostspieligste Sturm im Mittelmeerraum und in Afrika seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die WWA-Forscher warnen aber davor, solche Katastrophen einzig auf die bereits nicht mehr zu stoppenden Folgen des Klimawandels zurückzuführen.
So sei die Katastrophe in Griechenland so zerstörerisch gewesen, weil dort zu viel in Überschwemmungsgebieten gebaut worden sei, heißt es in der Studie. In Libyen hätten "der langanhaltende bewaffnete Konflikt, politische Instabilität, potenzielle Planungsfehler und schlechte Instandhaltung der Dämme alle zu der Katastrophe beigetragen".
W.Murphy--NG