Trauer um 21 Tote: Bei Busunglück in Venedig auch Deutsche unter den Opfern
Nach einem Busunglück mit 21 Todesopfern aus verschiedenen Ländern wie Deutschland und der Ukraine herrscht in Venedig Trauer. Die Flaggen in der norditalienischen Lagunenstadt wehten am Mittwoch auf Halbmast. Ein Bus mit Touristen war am Dienstag von einer Brücke gestürzt und in Brand geraten. Dabei starben nach Angaben italienischer Behörden auch ein einjähriges Kind, ein Teenager sowie ein deutscher Staatsbürger. Auch unter den 15 Verletzten war demnach ein Deutscher.
Laut der Feuerwehr von Venedig stürzte der Bus von einer Brücke über eine Eisenbahnlinie zwischen Mestre und Marghera, zwei auf dem Festland gelegene Stadtteile Venedigs. "Das Ausmaß war schrecklich, weil er aus mehr als zehn Metern Höhe stürzte", schilderte Venedings Feuerwehr-Chef Mauro Luongo. Erschwerend hinzugekommen sei, dass es sich um einen Elektrobus gehandelt habe und seine Batterien Feuer gefangen hätten. Innenminister Matteo Piantedosi hatte von einem mit Erdgas betriebenen Bus gesprochen und gesagt, durch die Methangaszufuhr habe sich das Feuer "schnell ausgebreitet".
Der Bus hatte sich zum Zeitpunkt des Unglücks gegen 19.30 Uhr auf dem Rückweg vom historischen Zentrum Venedigs zu einem Campingplatz befunden. Ein AFP-Fotograf beobachtete, wie Feuerwehrleute an dem verkohlten Buswrack arbeiteten, das auf dem Dach lag. Die Einsatzkräfte mussten zunächst darauf warten, dass sich die Batterie des Busses abkühlte, um das Fahrzeug bewegen und in den Trümmern nach weiteren Opfern suchen zu können.
Der Regierungschef der Region Venetien, Luca Zaia, teilte mit, von den insgesamt 15 Verletzten befänden sich fünf in einem "sehr ernsten Zustand". Bei mehreren Verletzten sei die Identität noch ungeklärt. Ein Angestellter der Stadtverwaltung von Venedig teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, unter den Verletzten seien ein Deutscher, ein Franzose, ein Kroate und drei Ukrainer. Die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete zudem von zwei Verletzten aus Österreich.
Die Unglücksursache wurde noch untersucht. Derzeit sei die Hauptvermutung, dass der Busfahrer während der Fahrt gesundheitliche Probleme bekommen habe, sagte Zaia. Auch der italienische Verkehrsminister Matteo Salvini sprach im Fernsehsender Rete4 von der Vermutung, dass der Unfall womöglich auf ein plötzliches Unwohlsein oder einen Krankheitszustand des Fahrers zurückzuführen sein könnte. Um den Unfallhergang zu rekonstruieren, werteten Ermittler die Bilder von Überwachungskameras aus.
Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa segnete der katholische Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, am Unglücksort die sterblichen Überreste der Todesopfer, die unter weißen Tüchern aufgereiht waren. Auf ihnen wurden Blumensträuße abgelegt.
Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro sprach im Online-Netzwerk Facebook von einer "Tragödie" und einer "apokalyptischen Szene". Regionalpräsident Zaia sagte, wegen dieser "Tragödie von enormen Ausmaßen" würden die Flaggen an Regierungsgebäude auf Halbmast gesetzt. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni drückte "ihr tiefstes Mitgefühl" aus.
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte im Onlinedienst X (ehemals Twitter): "In dieser Nacht der Trauer sind meine Gedanken mit den Opfern, ihren Familien und Freunden." Ähnlich äußerte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel sprachen den Verletzten und den Angehörigen der Opfer ebenfalls ihr "aufrichtiges Beileid" aus.
Der bislang schwerste Unfall dieser Art in Italien hatte sich am 28. Juli 2013 ereignet. Ein Reisebus mit rund 50 Passagieren, die alle aus der Provinz Neapel stammten und sich auf der Rückreise von einem dreitägigen Ausflug befanden, war in der Nähe von Avellino, rund 50 Kilometer östlich von Neapel, von einem 30 Meter hohen Viadukt gestürzt. 38 Menschen waren auf der Stelle tot, zwei starben an den Folgen ihrer Verletzungen.
Venedig ist eine der meistbesuchten Städte der Welt. Zu Spitzenzeiten übernachten in der Lagunenstadt 100.000 Touristen pro Nacht, dazu kommen zehntausende Tagesbesucher.
F.Coineagan --NG