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Ecuador: Sieben Tatverdächtige nach Mord an Präsidentschaftsbewerber in Haft getötet
Ecuador: Sieben Tatverdächtige nach Mord an Präsidentschaftsbewerber in Haft getötet / Foto: STRINGER - AFP

Ecuador: Sieben Tatverdächtige nach Mord an Präsidentschaftsbewerber in Haft getötet

Zwei Monate nach dem Mord an dem Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio in Ecuador sind sieben Tatverdächtige in Gefängnissen getötet worden. Als Reaktion kündigte Ecuadors Staatschef Guillermo Lasso am Samstag eine "Neuorganisation" der Polizeiführung des Landes an und entließ mehrere hohe Beamte. Zudem wurde eine Strafanzeige gegen den Leiter des Gefängnisses in Guayaquil gestellt, in dem sechs der Verdächtigen angeblich bei "Unruhen" ums Leben gekommen waren.

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Der Gefängnisleiter sei festgenommen worden, um dem Staatsanwalt seine Version der Ereignisse zu schildern, erklärte das Präsidialamt. Lasso brach wegen der Vorfälle eine USA-Reise ab und leitete am Samstag eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrats, nach der die "Neuorganisation" bekanntgegeben wurde. Auch entließ die Regierung den Chef der Polizei, den Leiter der polizeilichen Ermittlungen und den Direktor der Gefängnisbehörde.

Zunächst waren am Freitag sechs Kolumbianer im Gefängnis in Guayaquil getötet worden, die nach dem Attentat im August als Tatverdächtige festgenommen worden waren. "Keine Komplizenschaft, keine Vertuschung. Hier wird die Wahrheit ans Licht kommen", versprach Lasso. Am Samstag erklärte die Strafvollzugsbehörde, dass ein siebter Kolumbianer im El-Inca-Gefängnis in der Hauptstadt Quito getötet wurde, der in "Verbindung" mit dem tödlichen Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten und Antikorruptionskämpfer Villavicencio stehe.

Die Behörden machten keine weiteren Angaben zu den Todesumständen des siebten Tatverdächtigen. Sie gaben auch keine Erklärung dazu, wie es dazu kommen konnte, dass das Gefängnis in Quito nach den ersten sechs Todesfällen keine verstärkten Schutzmaßnahmen für den siebten Verdächtigen bot.

Die Nachrichten von den Tötungen der Verdächtigen kommen nur eine Woche vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl am 15. Oktober. In der Stichwahl treten die linksgerichtete Anwältin Luisa González und der rechtsgerichtete Daniel Noboa gegeneinander an. Lasso hatte die vorgezogene Neuwahl einst angesetzt, um einem Amtsenthebungsverfahren wegen Veruntreuung zu entgehen.

Der ehemalige Journalist Villavicencio war am 9. August, elf Tage vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl, nach einer Wahlkampfveranstaltung auf dem Weg zu seinem Auto in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Sechs Kolumbianer wurden nach dem tödlichen Attentat festgenommen, ein weiterer mutmaßlicher Angreifer wurde in einem Schusswechsel mit Leibwächtern getötet. Tage später wurden sieben weitere Tatverdächtige festgenommen.

Villavicencio hatte in zahlreichen Fällen investigativ recherchiert. Seine Enthüllung eines riesigen Korruptionsnetzwerks führte zur Verurteilung des früheren ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa zu acht Jahren Gefängnisstrafe. Correa floh vor der Strafe nach Belgien. Auch hatte Villavicencio die Wut der Gangs und Drogenschmuggler auf sich gezogen, von denen viele aus den Gefängnissen in Ecuador heraus arbeiten.

In den chronisch überfüllten Gefängnissen des Landes kommt es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Drogenbanden. Seit Anfang 2021 wurden bei solchen Kämpfen mehr als 430 Häftlinge getötet. Ende August wurden in mehreren Gefängnissen des Landes Dutzende von Wärtern als Geiseln genommen.

Guayas 1, in dem die ersten sechs Tatverdächtigen getötet wurden, beherbergt rund 6800 Gefangene und ist eine von fünf Haftanstalten, die einen riesigen Gefängniskomplex in Guayaquil bilden. Bei einem gewaltsamen Aufstand im Juli waren dort mehr als 31 Menschen getötet worden. Die Lage in den Gefängnissen des Landes ist auch ein großes Thema im Wahlkampf vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl.

Mit seiner Lage zwischen den bedeutenden Drogenproduktionsländern Kolumbien und Peru ist Ecuador eine wichtige Drehscheibe für den Drogenschmuggel in die USA und nach Europa. Banden mit Verbindungen zu internationalen Drogenkartellen kämpfen um die Kontrolle. Das hat zu einem deutlichen Anstieg der Gewalt im Land geführt.

T.M.Kelly--NG