Häftlingsaufstand und Geiselnahme im größten Gefängnis Paraguays beendet
Ein Häftlingsaufstand im größten Gefängnis Paraguays mit Dutzenden Geiseln ist nach Angaben der Behörden friedlich beendet worden. 15 Stunden nach Beginn des Aufstands sei "alles wiederhergestellt", sagte Polizeisprecher Ever Paris am Mittwoch vor Journalisten. Auch die insgesamt 22 als Geiseln genommenen Gefängniswärter seien von den Insassen freigelassen worden.
Im Tacumbu-Gefängnis in der Hauptstadt Asunción waren am Dienstag hunderte Gefangene aus ihren Zellen ausgebrochen. Sie steckten unter anderem Matratzen in Brand und nahmen nach Angaben eines Polizeisprechers einige Gefängniswärter sowie etwa 30 Frauen als Geiseln, die inhaftierte Verwandte besuchen wollten.
Viele Gefangene postierten sich auf dem Dach des Gefängnisgebäudes und warfen Steine auf Polizisten, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP und lokale Fernsehsender berichteten. Im Inneren des Gebäudes loderten Flammen.
Wie die Polizei später mitteilte, waren insgesamt 22 Gefängniswärter als Geiseln genommen worden. Nach stundenlangen Verhandlungen gaben die Aufständischen dann offenbar auf. "Die Waffen der Polizisten wurden sichergestellt. Niemand wurde verletzt", sagte der Polizeisprecher.
Zum Inhalt der Verhandlungen äußerte sich die Polizei nicht. Die Häftlinge hatten unter anderem den Rücktritt von Justizminister Angel Barchini gefordert.
In den 18 Gefängnissen in Parayguay sind insgesamt rund 16.000 Häftlinge untergebracht. Allein im Tacumbu-Gefängnis sind nach Angaben des Kriminologen Juan Martens rund 3000 Menschen inhaftiert - das entspricht einer Überbelegung von mehr als 600 Prozent. Die Gefängnisse werden faktisch von Drogenbanden aus Paraguay und dem Nachbarland Brasilien kontrolliert.
Justizminister Barchini hatte vergangene Woche angekündigt, die Kontrolle über die Haftanstalten "zurückzuerlangen". Dabei könne es Tote geben, warnte er.
Ch.Hutcheson--NG