Ein Toter und zwei Verletzte bei Messerangriff an französischer Schule
Ein den Behörden als radikalisiert bekannter junger Mann mit tschetschenischen Wurzeln hat in einer Schule im nordfranzösischen Arras einen Lehrer erstochen und und zwei weitere Menschen verletzt. Ein Aufseher der Schule schwebe nach mehreren Messerstichen in Lebensgefahr, ein weiterer Lehrer sei leichter verletzt, hieß es am Freitag aus Polizeikreisen. Schülerinnen oder Schüler seien nicht verletzt worden. Der Angreifer habe "Allah ist groß" gerufen.
Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Der etwa 20 Jahre alte Mohammed M. sei in der nationalen Gefährderkartei registriert gewesen und habe unter Beobachtung des Inlandsgeheimdienstes gestanden, hieß es in Polizeikreisen. Der junge Mann sei noch am Vortag kontrolliert worden, es habe ihm jedoch nichts zur Last gelegt werden können, hieß es in Geheimdienstkreisen. Die telefonische Überwachung habe keine Hinweise auf eine bevorstehende Tat gegeben.
Er halte sich seit 2008 in Frankreich auf und habe die russische Staatsangehörigkeit. Nach Informationen der Lehrergewerkschaften handelt es sich um einen ehemaligen Schüler der Schule.
Sein 17 Jahre alter Bruder wurde nach Polizeiangaben ebenfalls festgenommen. Die Anti-Terrorstaatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes und Mordversuchs im Zusammenhang mit Terrorismus.
Bei dem Opfer handelt es sich um einen Französischlehrer um die 50. Er soll versucht haben, den Angreifer aufzuhalten, berichtet die Zeitung "La Voix du Nord". Ein Pausenaufseher wurde lebensgefährlich verletzt.
Das Lycée Gambetta liegt im Zentrum von Arras und hat etwa 1500 Schülerinnen und Schüler. Nach Informationen einer Lehrergewerkschaft handelt es sich nicht um eine Brennpunktschule.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Innenminister Gérald Darmanin und Bildungsminister Gabriel Attal trafen am Nachmittag in Arras ein, um in der Schule die Rettungskräfte und das Lehrpersonal zu treffen. Der Bildungsminister hatte bereits gefordert, die Sicherheit von Schulen zu verstärken. Der Parteichef der rechtskonservativen Republikaner, Eric Ciotti, forderte seinerseits die Regierung auf, den Notstand auszurufen und die Reservisten von Polizei und Gendarmerie zu mobilisieren.
Premierministerin Elisabeth Borne sagte einen Besuch in Orléans ab und kehrte nach Paris zurück. Die französische Nationalversammlung unterbrach wegen des Messerangriffs ihre Sitzung.
"Er hat das Personal in der Kantine angegriffen. Ich wollte dazwischen gehen, da hat er sich gegen mich gerichtet und wollte wissen, ob ich Geschichts- und Erdkundelehrer sei", berichtete der Lehrer Martin Dousseau, der Philosophie unterrichtet. "Wir haben uns verbarrikadiert, dann ist die Polizei gekommen", sagte er.
Auf Videos, die in Onlinediensten verbreitet wurden, ist ein junger Mann mit einer Waffe in der Hand zu sehen, der auf dem Schulhof mit mehreren anderen Erwachsenen kämpft. Die Polizei rief dazu auf, aus Respekt vor den Angehörigen keine Bilder von der Tat zu verbreiten.
Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar. Sie wecken in Frankreich Erinnerungen an die Ermordung des Lehrers Samuel Paty, der fast auf den Tag genau vor drei Jahren, am 16. Oktober 2020, Opfer eines dschihadistisch motivierten Anschlags geworden war. Der Täter hatte ebenfalls tschetschenische Wurzeln.
T.McGilberry--NG