Trauer und offene Fragen nach Schusswaffenangriff in Prag mit 13 Todesopfern
Nach dem blutigen Schusswaffenangriff in der Prager Karls-Universität geht die Suche nach den Motiven des Angreifers weiter. Die Behörden bestätigten am Freitag, dass der 24-jährige Schütze nach der Tat mit 13 Todesopfern am Donnerstagnachmittag Suizid begangen habe. Während in der Universität Ermittler weiter Spuren sicherten, versammelten sich davor Regierungschef Petr Fiala und viele andere Menschen an einem improvisierten Gedenkort, um Blumen niederzulegen und Kerzen anzuzünden.
Der tschechische Innenminister Vit Rakusan korrigierte die Opferzahl am Freitag nach unten. "Wir kennen die Identität der 14 Toten. Es handelt sich um die 13 Opfer des verrückten Schützen und ihn selbst", sagte Rakusan im öffentlich-rechtlichen Fernsehen des Landes. Zuvor war von 15 Toten, darunter der Schütze, die Rede gewesen.
Die Polizei bestätigte am Freitag außerdem die Vermutung, dass sich der Schütze nach der Tat selbst tötete. Er war selbst Student an der Karls-Universität, unter seinen Opfern waren mehrere seiner Kommilitonen.
Laut Innenminister Rakusan waren unter den 25 Verletzten drei Ausländer. Nach Angaben des niederländischen Außenministeriums war einer von ihnen niederländischer Staatsbürger.
Bereits am Donnerstag hatte der Innenminister erklärt, es gebe keine Hinweise auf einen Zusammenhang zum internationalen Terrorismus. Bei dem Schützen handelte es sich demnach um einen Einzeltäter. Er war nicht polizeibekannt und verfügte den Ermittlern zufolge über ein "riesiges Arsenal an Waffen und Munition".
Polizeichef Martin Vondrasek sagte mit Verweis auf Recherchen in Onlinenetzwerken, der Täter habe sich von einem "ähnlichen Fall" in diesem Herbst in Russland inspirieren lassen. Nähere Angaben dazu machte der Beamte nicht.
Der Angriff war an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität im historischen Zentrum von Prag verübt worden. Nach Angaben von Vondrasek hatten die Beamten schon zuvor mit der Fahndung nach dem 24-Jährigen begonnen, nachdem der Vater des Mannes tot im Ort Hostoun westlich von Prag aufgefunden worden war.
Die Polizei durchsuchte das Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät in der Vermutung, den 24-Jährigen dort bei einer Vorlesung anzutreffen. Der Schütze betrat jedoch ein anderes Gebäude der Fakultät und wurde nicht rechtzeitig gefunden.
Gegen 15.00 Uhr gingen schließlich erste Informationen über Schüsse ein. Die schnelle Eingreiftruppe war laut Vondrasek innerhalb von zwölf Minuten vor Ort. Gegen 15.20 Uhr wurde die Leiche des Schützen gefunden.
Der 24-Jährige wird auch verdächtigt, am 15. Dezember einen jungen Mann und dessen zwei Monate alte Tochter getötet zu haben, als der Vater mit seinem Baby im Kinderwagen in einem Wald in einem Prager Vorort spazieren gegangen war. Die Ermittlungen in dem mysteriösen Fall waren laut Polizeichef Vondrasek zunächst ergebnislos geblieben, bis Spuren bei dem toten Vater des 24-Jährigen in Hostoun gefunden wurden, durch die eine Verbindung zwischen den beiden Fällen hergestellt werden konnte.
Polizisten sicherten am Freitag an der Hochschule weiter Spuren der blutigen Tat. Vor der Universität in der Nähe der berühmten Prager Karlsbrücke entstand ein improvisierter Gedenkort mit hunderten Kerzen, an der auch Regierungschef Fiala Blumen niederlegte. Für Samstag rief die tschechische Regierung einen nationalen Trauertag aus.
Als Reaktion auf die Bluttat bewachte die Polizei am Freitag einige Orte, darunter mehrere Schulen. Diese Vorsichtsmaßnahme sei "ein Signal, dass wir da sind", erklärte die Polizei.
Die Tat löste über die Landesgrenzen hinaus Entsetzen aus. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kondolierten. Aus dem Weißen Haus in Washington, dem Elysée-Palast in Paris und von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kamen ebenfalls Trauerbekundungen.
X.Fitzpatrick--NG