Britische Regierung verzichtet auf Abkehr von metrischem System im Handel
In Großbritannien bleibt die nach dem Brexit angekündigte große Abkehr vom metrischen System mit Meter und Kilogramm vorerst aus. Dies gab das Handelsministerium in London am Mittwoch bekannt. Zuvor hatten sich bei einer staatlichen Erhebung 98,7 Prozent der mehr als 100.000 Befragten zufrieden mit der Verwendung des metrischen Systems beim Einkauf oder Verkauf geäußert.
In Großbritannien ist es im Handel derzeit nur erlaubt, traditionelle Maße wie Pfund und Pints zu verwenden, wenn dazu die metrischen Maße wie Gramm und Liter genannt werden. Die britische Regierung hatte eine Änderung dieses Gesetzes in Betracht gezogen.
Der damalige britische Premierminister Boris Johnson hatte angekündigt, nach dem Vollzug des britischen EU-Austritts eine "neue Ära der Großzügigkeit und Toleranz" gegenüber den traditionellen britischen Maßeinheiten einzuläuten.
Nun erklärte das britische Handelsministerium, die Regierung habe sich nach einer Auswertung aller Befragungsergebnisse und aller Argumente "derzeit gegen jegliche Gesetzesänderung entschieden". Großbritannien habe aber eine "lange und stolze" Geschichte des Gebrauchs der "imperial measures", wie die traditionellen Maße in Großbritannien genannt werden.
Eine gute Neuigkeit für die Verfechter traditioneller Maßeinheiten verkündete das Ministerium dennoch: Fortan soll es in britischen Supermärkten, Pubs und Restaurants erlaubt sein, Wein oder Schaumwein in der Maßeinheit "Pint" zu verkaufen, die 568 Millilitern entspricht. Damit können britische Verbraucher künftig dem Vorbild ihres legendären Premierministers Winston Churchill folgen, der sich nach der Überlieferung gerne einen Pint Pol-Roger-Champagner genehmigte.
Dieser Schritt sei dank der "neuen Freiheiten" möglich, die der Austritt aus der Europäischen Union mit sich bringe, erklärte das Handelsministerium. Außer in Großbritannien sind die traditionellen britischen Maßeinheiten noch in den USA, Myanmar und in Liberia gebräuchlich.
R.Ryan--NG