Mutmaßlicher Anschlag in Brandenburg: Tesla-Produktion lahmgelegt
Ein mutmaßlicher Brandanschlag auf die Stromversorgung im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg hat am Dienstag zu Stromausfällen in zahlreichen Ortschaften und zu einem Produktionsstopp im Tesla-Werk geführt. Der Elektroautobauer rechnet mit einem wirtschaftlichen Schaden im "hohen neunstelligen Bereich". Das Landeskriminalamt ermittelt wegen des Verdachts der Brandstiftung. Die Polizei prüfte währenddessen ein im Internet veröffentlichtes Bekennerschreiben einer Aktivistengruppe.
Auf der linksextremistischen Internetplattform Indymedia tauchte ein Bekennerschreiben der Organisation Vulkangruppe Tesla abschalten auf. Die Polizei untersucht das Schreiben nun auf Echtheit. Die Gruppe bekannte sich darin zur Sabotage von Tesla und forderte eine "komplette Zerstörung der Gigafactory". Sie warf dem Autokonzern "extreme Ausbeutungsbedingungen" und eine Verseuchung des Grundwassers vor.
Nach Polizeiangaben setzten Unbekannte am frühen Dienstagmorgen in einem Ortsteil von Gosen-Neu Zittau einen Hochspannungsmast in Brand, woraufhin die Stromversorgung in zahlreichen umliegenden Ortschaften sowie im nahen Tesla-Werk in Grünheide ausfiel. Die Polizei war unter anderem mit Hubschraubern, Drohnen, einer Einsatzhundertschaft und Diensthunden im Einsatz.
Nach Unternehmensangaben kam es zu einem Produktionsstillstand, die Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt. Der Geschäftsführer des Tesla-Werkes in Brandenburg, Andre Thierig, sagte, der wirtschaftliche Schaden gehe in den "neunstelligen Bereich". Es sei nicht davon auszugehen, dass die Produktion noch in dieser Woche wieder hochgefahren werde.
Nach Angaben des Energieunternehmens Edis konnten am späten Dienstagvormittag durch Umschaltungen alle betroffenen Gemeinden wieder mit Strom versorgt werden - mit Ausnahme einer großen Industrieansiedlung sowie eines Logistikzentrums. Edeka betreibt in der Nähe ein solches Warenzentrum.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einer "enormen kriminellen Energie". "Ein solcher Anschlag auf unsere Strominfrastruktur ist eine schwere Straftat, die durch nichts zu rechtfertigen ist", erklärte sie. "Wenn sich ein linksextremistisches Motiv bestätigt, dann ist das ein weiterer Beleg, dass in der linksextremistischen Szene vor Angriffen auf kritische Energieinfrastrukturen nicht zurückgeschreckt wird."
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) verurteilte den Anschlag als "Form von Terrorismus". Nötig sei nun ein konsequentes Durchgreifen des Rechtsstaats, erklärte der Ministerpräsident in Potsdam. Auch Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sprach von einem "perfiden Anschlag" auf die Strominfrastruktur.
Zugleich zeigte sich die Brandenburger Landesregierung besorgt über mögliche Konsequenzen. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) betonte vor Journalisten, die Landesregierung stehe "definitiv zu Tesla". "Wir wollen, das Tesla weiter produziert." Das Land werde alles in seiner Macht Stehende tun, um für die Sicherheit der Beschäftigten zu sorgen.
Das Landesinnenministerium prüft Steinbach zufolge die weitere Duldung der in der Nähe von Tesla ausharrenden Waldbesetzer. Aus Protest gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Werks hatten Umweltaktivisten in der vergangenen Woche ein Waldstück besetzt. Nach Angaben der Initiativen Robin Wood und Tesla Stoppen wurden dort unter anderem Baumhäuser errichtet.
Beide Initiativen erklärten am Dienstag, sie seien für den mutmaßlichen Anschlag nicht verantwortlich. Robin Wood sei "eine gewaltfreie Aktionsgemeinschaft für Natur und Umwelt", hieß es etwa von der Organisation.
Tesla will neben dem 300 Hektar großen Werksgelände auf zusätzlichen rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als hundert Hektar Wald in einem Landschaftsschutzgebiet gerodet werden. Gegner Werks kritisieren außerdem den hohen Wasserverbrauch.
Eine Mehrheit der Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Grünheide hatte sich in einer Bürgerbefragung gegen die Erweiterung des Tesla-Geländes um 170 Hektar ausgesprochen. Das Votum ist für die Gemeinde nicht bindend.
T.M.Kelly--NG