Krankenkasse KKH beklagt Millionenbetrug in Gesundheitswesen
Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) hat in ihrem Verantwortungsbereich im vergangenen Jahr Betrugstaten mit einem Volumen von dreieinhalb Millionen Euro aufgedeckt. Für zwei Drittel der 2023 festgestellten Hinweise auf Abrechnungsmanipulation seien Pflegeeinrichtungen verantwortlich, es folgten Krankengymnastik- und Physiotherapiepraxen, teilte die KKH am Mittwoch in Hannover mit. Aber auch durch Arztpraxen, Apotheken, Kranken- und Sanitätshäuser habe es Betrug und Korruption gegeben.
Laut KKH ist die Schadenshöhe bei der Kasse eine der höchsten, seit vor 23 Jahren eine interne Stelle zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen eingerichtet wurde. Das Ermittlerteam habe 1,25 Millionen Euro zurückverbuchen können.
Als Taten benannte die KKH etwa den Einsatz von Pseudopflegepersonal, gepanschte Arzneien, missbrauchte Versichertenkarten, nie erfolgte Behandlungen oder gefälschte Berufsurkunden. KKH-Chefermittlerin Dina Michels erklärte, dass es immer nur einige wenige Kriminelle seien. Diese gingen aber skrupellos vor und gefährdeten mitunter Menschenleben, um illegal hohe Summen einzustreichen.
Der Juristin zufolge entwickelte sich der Pflegebereich zu einem Brennpunkt. So bestehe aktuell bei einem ambulanten Pflegedienst der Verdacht, dass Pflegebedürftige intensivmedizinisch von Personal versorgt wurden, das dafür nicht ausgebildet war.
Lebensnotwendige Medikamente seien fehlerhaft gegeben, eklatante Mängel in der Hygiene in Kauf genommen und zudem Leistungen abgerechnet worden, die nie erbracht wurden. Zusammen mit anderen Krankenkassen habe die KKH Strafanzeige erstattet.
Einer von der KKH veröffentlichten Umfrage des Instituts Forsa zufolge machten 58 Prozent der Deutschen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren schon selbst Erfahrungen mit Betrug im Gesundheitswesen oder kennen Betroffene im eigenen Umfeld. Auch hier sei der Pflegebereich besonders auffällig.
Y.Byrne--NG