Gouverneur: Angriffe mit neun Toten in Dagestan waren "Terroranschläge"
Nach den tödlichen Angriffen auf Gotteshäuser und einen Kontrollpunkt der Polizei in der russischen Kaukasusrepublik Dagestan sprechen die Behörden von einem "Terroranschlag". "Wir wissen, wer hinter diesen Terroranschlägen steckt und welche Ziele sie verfolgen", teilte Dagestans Gouverneur Sergej Melikow am Sonntag im Online-Dienst Telegram mit. Bei den Angriffen in den Städten Derbent und Machatschkala waren neun Menschen getötet worden.
Die "aktive Phase" der Polizeieinsätze sei beendet, schrieb Melikow weiter. "Sechs Banditen wurden liquidiert." Offiziellen Angaben zufolge wurden vier Angreifer in Machatschkala und zwei in Derbent getötet.
"Wir müssen verstehen, dass der Krieg auch in unsere Häuser kommt. Wir haben es bereits gespürt, aber heute stehen wir ihm gegenüber", fügte Melikow hinzu. Genauere Angaben zu den Hintergründen machte er nicht. Alle Mitglieder der "Schläferzellen", die an den Angriffen beteiligt gewesen sein oder geholfen hätten, diese vorzubereiten, würden verfolgt werden, sagte Melikow weiter.
Das russische Ermittlungskomitee leitete eine Untersuchung wegen "terroristischer Akte" ein. Die Angriffe in Derbent und Machatschkala trafen zwei orthodoxe Kirchen, eine Synagoge und einen Kontrollpunkt der Polizei, meldete die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti unter Berufung auf die nationale Antiterror-Behörde. Vertreter der jüdischen Gemeinde sprachen von Angriffen auf zwei Synagogen.
Mindestens neun Menschen wurden getötet. Das Innenministerium in Dagestan meldete zunächst sechs getötete Polizisten in Dergent und Machatschkala. Ein weiterer Polizist erlag demnach später seinen Verletzungen. Insgesamt seien 16 Menschen verletzt worden, darunter 13 Polizisten.
Die russische Nationalgarde teilte mit, eines ihrer Mitglieder sei in Derbent getötet worden. Der Antiterror-Behörde zufolge wurde zudem ein orthodoxer Priester getötet. Die russische orthodoxe Kirche teilte mit, Erzbischof Nikolai Kotelnikow sei in Derbent "brutal ermordet" worden.
In beiden Städten gab es auch Angriffe auf Synagogen. "Die Synagoge in Derbent brennt", schrieb der Vorsitzende der Föderation der Jüdischen Gemeinden Russlands, Borutsch Gorin, im Onlinedienst Telegram. "Die Synagoge in Machatschkala wurde ebenfalls in Brand gesetzt und ist abgebrannt", fügte er hinzu.
Zudem griffen laut Angaben des Innenministeriums in Sergokala, einem Dorf zwischen Machatschkala und Derbent, Bewaffnete ein Polizeifahrzeug an. Ein Polizist sei dabei verletzt worden.
Die mehrheitlich muslimische Region Dagestan liegt an der Grenze zu Georgien und Aserbaidschan. Im April waren in der Kaukasusrepublik vier Menschen im Zusammenhang mit dem tödlichen Anschlag auf die Crocus City Hall in einem Vorort von Moskau festgenommen worden. Sie sollen nach Angaben des russischen Geheimdienstes FSB Geld und Waffen für die Attacke geliefert haben. Bei dem Anschlag auf die Halle waren im März mehr als 140 Menschen getötet worden. Zu der Tat bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).
W.Prendergast--NG