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EM-Ausscheiden der Türkei von massenhaften Wolfsgruß-Gesten überschattet
EM-Ausscheiden der Türkei von massenhaften Wolfsgruß-Gesten überschattet / Foto: Ronny HARTMANN - AFP

EM-Ausscheiden der Türkei von massenhaften Wolfsgruß-Gesten überschattet

Türkische Fußball-Fans in Deutschland haben während des EM-Viertelfinalspiels gegen die Niederlande in Berlin massenhaft den rechtsextremen sogenannten Wolfsgruß gezeigt. Während kurz vor der Partie die Hymne am Samstagabend im Olympiastadion gespielt wurde, formten zahlreiche Anhänger ihre Hände zu der umstrittenen Geste. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan reiste für das Spiel aus der Türkei an. Vor dem Spiel meldete sich auch der deutsche Ex-Nationalspieler Mesut Özil zu Wort.

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Erdogan war am Samstag nach seiner Landung zum Stadion gefahren, wo er das Ausscheiden der türkischen Nationalmannschaft auf der Tribüne mit seiner Ehefrau Emine verfolgte. Wie Fernsehbildern zeigten, war dort auch Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt (SPD) anwesend. Einen offiziellen Empfang durch die Bundesregierung gab es für Erdogan aber nicht.

Die Partie war im Vorfeld wegen der Wolfsgruß-Debatte von Sicherheitsbedenken und diplomatischen Verstimmungen zwischen Berlin und Ankara überschattet worden. Der türkische Abwehrspieler Merih Demiral hatte die Geste nach seinem zweiten Tor im Achtelfinalspiel gegen Österreich gezeigt und war deshalb für das Viertelfinale am Samstag gesperrt.

Vor dem Spiel postete der ehemalige deutsche Nationalspieler Mesut Özil bei Instagram ein Bild von Demirals Wolfsgruß-Geste. Der Gruß gilt als Symbol der rechtsextremen türkischen Organisation Graue Wölfe, ist gleichwohl in Deutschland nicht verboten.

Der Bundesvorsitzende der Kurdischen Gemeinde, Ali Ertan Toprak, forderte nun ein Verbot der Grauen Wölfe. Er erwarte von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) "dass die Grauen Wölfe und ihre Symbole in Deutschland verboten werden", sagte Toprak am Samstag im Deutschlandfunk. Dies mache die Bundesregierung aber offenbar nicht, weil sie "keinen Ärger mit der Türkei" wolle.

Das Bundesinnenministerium teilte dazu auf AFP-Anfrage mit, es könne "sich zu etwaigen Verbotsverfahren grundsätzlich nicht äußern, um mögliche künftige Maßnahmen nicht zu gefährden." Welche das sein könnten, ließ eine Sprecherin offen.

"Wir müssen endlich auch den türkischen, migrantischen Rechtsextremismus in Deutschland wahrnehmen und auch bekämpfen", forderte Gemeinde-Chef Toprak. Die Grauen Wölfe würden "vor allen Dingen die Jugend hier gegen Deutschland aufladen mit Nationalismus". Toprak verwies darauf, dass der Bundestag schon Ende 2020 in einer von Union, SPD, FDP und Grünen unterstützten Entschließung das Bundesinnenministerium aufgefordert hatte, ein Verbot der Grauen Wölfe zu prüfen.

Der Grünen-Politiker Jan Philipp Albrecht nannte die Grauen Wölfe "die größte rechtsextreme Organisation in Deutschland". "Ihr aktuell hierzulande massenhaft gezeigter Wolfsgruß zeigt, dass es dringend einer größeren Aufmerksamkeit und klarer Kante gegen diese rassistischen und gefährlichen Akteure in Deutschland braucht", schrieb Albrecht, der Vorstand der parteinahen Heinrich-Böll-Stiftung ist, bei X.

Laut Bundesverfassungsschutz werden den Grauen Wölfen in Deutschland in verschiedenen Gruppierungen rund 12.500 Anhängerinnen und Anhänger zugerechnet. Größte Vereinigung ist demnach die Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland e.V., die als Ableger der mit Erdogan verbündeten Partei MHP gilt.

Bereits vor dem Spiel brach die Polizei den Fanmarsch der türkischen Anhänger vom Berliner Breitscheidplatz zum Stadion ab. Einsatzkräfte hielten den Marsch der türkischen Fans wegen des "massiven" Zeigens des Wolfsgrußes zunächst an, unterbrachen ihn später erneut udn beendeten ihn schließlich.

Im späteren Verlauf des Abends beruhigte sich die Lage für die Berliner Polizei, die die Partie trotz Sicherheitsbedenken nicht als Risikospiel eingestuft hatte. Nach dem Ausscheiden der Türkei blieb die Nacht für die Einsatzkräfte ruhig, wie am Sonntagmorgen eine Polizeisprecherin sagte.

M.Sutherland--NG