Bundesregierung setzt sich im Irak für Aufarbeitung von IS-Gräueln an Jesiden ein
Zehn Jahre nach dem Völkermord der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) an der jesidischen Minderheit im Irak hat der Religionsbeauftragte der Bundesregierung, Frank Schwabe, bei einer Irakreise die deutsche Unterstützung für die Minderheit bekräftigt. Es bleibe ein "zentrales Thema für die Bundesregierung", der jesidischen Gemeinschaft eine Zukunftsperspektive in ihrer Heimat zu ermöglichen, erklärte Schwabe am Mittwoch.
Im Fokus der Reise stehen nach Angaben des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) neben der derzeitigen Lage der jesidischen Minderheit im Irak auch "Möglichkeiten für die Rückkehr in ihre Heimatregion" und der Wiederaufbau in der Region Sindschar.
Der IS hatte 2014 das Sindschar-Gebirge im Nordirak erobert, wo die Minderheit der Jesiden seit Jahrhunderten lebt. Die Dschihadisten zwangen jesidische Frauen und Mädchen in die Sklaverei, rekrutierten Jungen als Kindersoldaten und töteten tausende Männer.
Der Bundestag hatte die Gewalttaten gegen die Jesiden im Irak im vergangenen Jahr als Völkermord anerkannt. In Deutschland leben rund 250.000 Menschen mit jesidischen Wurzeln, es ist die größte jesidische Diaspora in Europa.
Schwabe erklärte, es sei "der feste Wille Deutschlands, die von den Gräueltaten des IS betroffenen Menschen in Irak weiter beim Wiederaufbau, bei der Versöhnung und der Bewältigung der schrecklichen Erlebnisse zu unterstützen". Die Bundesregierung setze sich "gegenüber der irakischen Zentralregierung und der kurdischen Regionalregierung dafür ein, dass die Verbrechen, die der IS begangenen hat, aufgearbeitet werden und Überlebende und Familien von Vermissten Wiedergutmachung erhalten".
Das BMZ stellt nach Ministeriumsangaben in diesem Jahr 15 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln für die Stärkung lokaler Infrastruktur im Sindschar-Gebirge bereit. Mit den Geldern sollen demnach schwer beschädigte Wohnhäuser instandgesetzt und Wasserstationen und Verteilnetze wiederhergestellt sowie neue Wasserspeicher für die Versorgung der Menschen in der Region gebaut werden.
M.Scott--NG