Früherer Linken-Chef Lafontaine tritt aus Partei aus
Kurz vor der Landtagswahl im Saarland ist der frühere Linken-Chef Oskar Lafontaine aus der Partei ausgetreten. "Einer Partei, in der die Interessen der Arbeitnehmer und Rentner und eine auf Völkerrecht und Frieden orientierte Außenpolitik nicht mehr im Mittelpunkt stehen und die zudem das im Saarland etablierte Betrugssystem unterstützt, will ich nicht mehr angehören", erklärte der 78-Jährige am Donnerstag zur Begründung.
Lafontaine, bislang Chef der Linksfraktion im Saarland, drohte wegen innerparteilicher Streitigkeiten seit Monaten ein Parteiausschluss, dem er nun zuvor kam. Im Zuge des eskalierten Streits um die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl im Saarland hatte Lafontaine dazu aufgerufen, die Partei nicht zu wählen.
Dies wurde von Seiten der Linken scharf kritisiert. Auslöser der Auseinandersetzung war eine Kampfabstimmung, bei der die Mitglieder am Ende den Landeschef Thomas Lutze zum saarländischen Spitzenkandidaten wählten, während die Fraktion um Lafontaine den Abgeordneten Dennis Lander favorisierte.
Lafontaine hatte im Herbst erklärt, bei der Landtagswahl im Saarland am Sonntag kommender Woche nicht erneut anzutreten. Gerüchte, dass er mit einer eigenen Liste antreten wolle, wies er stets zurück.
Der 78-Jährige war zwischen 1985 und 1998 Ministerpräsident im Saarland - damals noch für die SPD. Er verließ die Partei 2005 im Streit um die Politik des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder.
Später beteiligte er sich am Entstehen der Linkspartei. Diese prägte er als Partei- und Fraktionschef entscheidend mit. 2010 zog er sich nach einer Krebserkrankung von diesen Ämtern zurück, blieb aber Fraktionschef im Saarland.
R.Ryan--NG