Selenskyj ruft Italien zu hartem Vorgehen gegen reiche Russen auf
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Italien zu einem harten Vorgehen gegen reiche Russen aufgerufen. "Seien Sie nicht der Ort, der diese Menschen willkommen heißt", sagte er am Dienstag in einer Videoansprache im Parlament in Rom. "Wir müssen das Vermögen all jener einfrieren, die in Russland die Macht haben, Entscheidungen zu treffen."
Italien ist seit langem ein beliebtes Urlaubsziel für wohlhabende Russen. Viele besitzen Luxusvillen in der Toskana oder auf Sardinien. Jachten russischer Eigentümer ankern häufig in den italienischen Mittelmeerhäfen.
Die italienischen Behörden hätten bisher Vermögenswerte russischer Oligarchen im Wert von mehr als 800 Millionen Euro beschlagnahmt, sagte Italiens Regierungschef Mario Draghi, der nach Selenskyj im Parlament sprach. Auf Basis von EU-Sanktionen gegen russische Oligarchen sei unter anderem eine Jacht im Wert von 530 Millionen Euro festgesetzt worden.
Der ukrainische Präsident hatte in den vergangenen Wochen zahlreiche Reden in den Parlamenten westlicher Staaten gehalten, um für Unterstützung gegen den russischen Angriffskrieg zu werben. Jede einzelne dieser Ansprachen war sorgfältig auf die jeweilige Hörerschaft ausgerichtet.
In Italien warnte Selenskyj nun vor einer neuen Flüchtlingskrise, die weit über Menschen aus der Ukraine hinausgehen könne. Wegen ausbleibender Nahrungsmittelexporte aus der Ukraine könnten Hungersnöte in anderen Ländern viele Menschen dazu bringen, das Mittelmeer in Richtung Italien zu überqueren, warnte Selenskyj.
"Wir wissen nicht, wann wir ernten und ob wir exportieren können", sagte Selenskyj. "Und das betrifft auch Eure Nachbarn auf der anderen Seite des Meeres. Die Preise steigen, zig Millionen Menschen werden vor Euren Küsten gerettet werden müssen."
Die Ukraine ist ein wichtiger Getreideproduzent und belieferte in der Vergangenheit auch viele Hilfsorganisationen. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen bezog vor dem Ukraine-Krieg fast die Hälfte seiner weltweiten Weizenlieferungen aus dem Land.
T.M.Kelly--NG