Zentralasien setzt auf Deutschland - Scholz sichert Unterstützung zu
Die Länder Zentralasiens setzen beim Ausbau ihrer Energieinfrastruktur und beim Aufbau einer neuen Handelsroute über das Kaspische Meer auch auf Deutschland. "Wir zählen auf die Hilfe Deutschlands, um diese Route an das transeuropäische Verkehrsnetz anzubinden", sagte Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew am Dienstag nach einem Gipfeltreffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und weiteren Staatschefs zentralasiatischer Staaten. Scholz sicherte Unterstützung zu.
"Die weitere Integration der Transport- und Logistiksysteme zwischen Zentralasien und Europa ist eine dringende Aufgabe", führte Tokajew aus. Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan, Turkmenistan und Tadschikistan setzen sich für den Bau des sogenannten Mittleren Korridors ein, um auf dem Weg nach Europa sowohl Russland im Norden als auch den Iran im Süden zu umgehen. Beide Länder sind Ziel massiver westlicher Sanktionen.
Neben dem Export von Gas, Öl und seltenen Erden gewinnt auch die Aussicht an Bedeutung, nachhaltige Energie wie Wasserstoff von Zentralasien über das Kaspische Meer nach Europa zu leiten. "Wir laden die deutschen Partner ein, sich an diesem strategischen Projekt zu beteiligen", betonte Tokajew.
"Deutschland steht bereit, weiter zu unterstützen", sagte Scholz, der für einen dreitägigen Besuch in die Region gereist war. "Denn wir haben in unserer eigenen Geschichte erfahren, wie wichtig regionale Kooperation und Integration sind ‑ für Frieden, für Wohlstand und für ein gutes Miteinander." Deutschland wolle "zur Stabilität und nachhaltigen Entwicklung der Region beitragen".
Der kirgisische Präsident Sadir Dschaparow begrüßte die wachsende Bedeutung Zentralasiens auf internationaler Ebene. "Unsere Region hat alles, was sie braucht, um sich zu entwickeln: natürliche Ressourcen, seltene Erden, ein enormes Potenzial für grüne Energie". Der Klimawandel sei allerdings eine ernsthafte Bedrohung. Deutschland müsse daher auch im Umweltbereich mit den zentralasiatischen Ländern zusammenarbeiten.
Auf der ersten Station seiner Reise hatte Scholz in Usbekistan um Fachkräfte und Rohstoffe für deutsche Unternehmen geworben. Die am Sonntag unterzeichnete Migrationspartnerschaft werde den Zuzug von Fachkräften nach Deutschland ermöglichen, sagte er am Montag in Samarkand. Zudem soll dem Kanzler zufolge "zum Wohl der Volkswirtschaften beider Länder" an der Ausbeutung von Rohstoffen in Usbekistan gearbeitet werden.
W.Prendergast--NG