Hitzige Debatte im niederländischen Parlament nach antisemitischer Gewalt in Amsterdam
Knapp eine Woche nach den Angriffen auf israelische Fußballfans in Amsterdam hat es im niederländischen Parlament eine hitzige Debatte zwischen dem Rechtspopulisten Geert Wilders und Oppositionsparteien gegeben. Wilders, Chef der größten Regierungspartei, sagte am Mittwoch, die Angreifer seien "alle Muslime" und "hauptsächlich" Marokkaner gewesen und müssten wegen "Terrorismus" verfolgt werden.
"Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg hat es wieder eine Jagd auf Juden gegeben", fügte der Rechtspopulist hinzu. "Ich habe es satt, dafür kritisiert zu werden, dass ich die Wahrheit sage."
Abgeordnete von Oppositionsparteien warfen Wilders vor, "Öl ins Feuer" zu gießen. "Ich teile die Verurteilung von Antisemitismus in Amsterdam. Es gab antisemitische Gewalt", sagte Oppositionsführer Frans Timmermans. Wilders heize die Debatte jedoch lediglich auf, "während dieses Land Politiker braucht, die die Menschen zusammenführen und Lösungen finden", fügte der Sozialdemokrat hinzu.
Über die Nationalität der Angreifer wurden bisher keine Details bekannt. Regierungschef Dick Schoof, der die Rechtsaußen-Regierung mit Wilders Partei als stärkster Kraft leitet, hatte gesagt, die Verdächtigen seien Männer "mit Migrationshintergrund". Die Ermittlungen laufen. Nach den Ausschreitungen vom vergangenen Donnerstag gab es laut Polizei 62 Festnahmen. Derzeit befinden sich noch acht Verdächtige in Untersuchungshaft.
Die Angriffe hatten in den Niederlanden und vielen weiteren Ländern große Bestürzung und Kritik ausgelöst. Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema sagte am Dienstag, die Gewalt sei von einem "giftigen Cocktail" aus Antisemitismus und Hooliganismus angetrieben worden. Die Angreifer hätten sowohl "den Juden in unserer Stadt" als auch "Minderheiten, die mit den Palästinensern sympathisieren" Unrecht getan.
Bei den Ausschreitungen gegen die israelischen Fans nach einem Spiel von Ajax Amsterdam gegen den israelischen Fußballklub Maccabi Tel Aviv am vergangenen Donnerstag waren fünf Israelis so schwer verletzt worden, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. 20 bis 30 weitere erlitten laut Polizei leichte Verletzungen. Die Angreifer hatten nach Angaben der Polizei auf einen in Onlinediensten veröffentlichten Aufruf zu Attacken auf Juden reagiert.
Vor dem Hintergrund der Konflikte Israels mit der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und mit der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon verzeichnen viele Länder einen deutlichen Anstieg antisemitischer Gewalt.
T.Murray--NG