Der Joker sticht: Malen lässt müden BVB jubeln
Am Ende aller Kräfte hat eine Not-Elf von Borussia Dortmund doch noch Kurs auf die direkte Achtelfinal-Qualifikation in der Champions League genommen. Trotz neun Ausfällen rang der müde BVB den österreichischen Meister Sturm Graz am Dienstag durch ein spätes Tor von Joker Donyell Malen (85.) mit 1:0 (0:0) nieder. Neun Punkte aus vier Spielen bedeuten zur Halbzeit der Ligaphase mit 36 Teams eine exzellente Ausgangsposition.
Aus der durchaus vorhandenen Überlegenheit schlugen die Gastgeber, die letztlich auch ihr siebtes Pflicht-Heimspiel der Saison gewannen, lange kein Kapital. Vielversprechenden Angriffen fehlte vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften Signal-Iduna-Park zu oft der entscheidende Pass - bis der in der 68. Minute eingewechselte Malen erlösend traf.
Für Trainer Nuri Sahin hatte sich die Personalsituation kein bisschen entspannt. Neben den sieben Verletzten, die er am Montag als Ausfälle bestätigt hatte, fehlten ihm im Not-Kader auch Waldemar Anton und Julian Ryerson. Die geschundene Elf des Leipzig-Spiels (2:1) musste es richten. "Unser Jetzt-erst-recht-Gefühl ist die Basis für alles", sagte Sahin vor dem Anpfiff bei DAZN.
Pascal Groß half wieder hinten rechts aus, Emre Can in der Innenverteidigung, Malen war erneut der einzige gestandene Profi auf einer BVB-Bank, auf der einige Plätze unbesetzt blieben. Trotzdem: Ein Sieg galt als Pflicht. Marcel Sabitzer, in Graz aufgewachsen, vergab die erste Torchance der anfangs noch dominanten Gastgeber (6.). Maximilian Beier scheiterte im Nachschuss an Torhüter Kjell Scherpen (15.).
Der SK Sturm, in Österreich souveräner Tabellenführer, aber nach drei Champions-League-Spielen punktlos, schaute sich die Dortmunder Bemühungen an und spielte nach Ballgewinnen steil in den Angriff - wo Mika Biereth allerdings meist vergeblich auf auch nur annähernd Verwertbares wartete. Erst in der 71. Minute bot sich ihm die große Chance zur Führung - er köpfte über das Tor.
Dem BVB ließ die Präzision bei den vielen Zuspielen in den gegnerischen Strafraum vermissen. Sahin wirkte unzufrieden und schlug sich die Hände vors Gesicht, als Serhou Guirassy aus spitzem Winkel beinahe getroffen hätte (29.). Jusuf Gazibegovic setzte den ersten Warnschuss für Graz daneben (31.).
Der BVB spielte zu selten zwingend, bekam aber noch vor der Pause die ganz große Chance. Beier zog von rechts in den Strafraum, ließ zwei Gegenspieler aussteigen, er überwand auch den Torwart - aber Kapitän Otar Kiteischwili rettete für Sturm auf der Linie (43.). Die vielen Dortmunder Flanken schnappte sich regelmäßig der 2,06 m große Scherpen.
Auch in der zweiten Halbzeit blieb Dauerdruck aus. Der BVB bekam Guirassy viel zu selten vernünftig ins Spiel eingebunden, Sabitzers abgefälschter Schuss trudelte durch den Grazer Fünfmeterraum, ohne einen Abnehmer zu finden (55.). Sturm konzentrierte alle Kräfte aufs Verteidigen, zeigte aber aber ab und an, dass es über Konter gefährlich ist.
Sahin zog für die letzten 20 Minuten seine einzige hochwertige Wechsel-Option und brachte Malen für Sabitzer. Ein Glücksgriff.
W.Prendergast--NG