

Unicredit darf Anteil an Commerzbank auf knapp unter 30 Prozent aufstocken
Die italienische Großbank Unicredit ist bei einer möglichen Übernahme der Commerzbank einen Schritt weiter - will die Entscheidung darüber aber erst deutlich nach Jahresende fällen. Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) genehmigte der Unicredit die Aufstockung ihres Commerzbank-Anteils auf 29,9 Prozent, wie das Institut in Mailand am Freitag mitteilte. Die Commerzbank erklärte, das ändere nichts an der grundsätzlichen Situation. Sie ist vehement gegen die Übernahme.
Aktuell hält die Unicredit einen Anteil von 28 Prozent an der Commerzbank. Ab 30 Prozent der Anteile wäre sie zu einem öffentlichen Übernahmeangebot an die übrigen Anteilseigner verpflichtet. Eine Entscheidung "über die Fortführung eines potenziellen Zusammenschlusses" werde Unicredit aber "wahrscheinlich weit über Ende 2025 hinaus" treffen, teilte sie mit.
Der Großteil der Commerzbank-Anteile der Unicredit, nämlich 18,5 Prozent, sind Derivate, also Optionen auf Aktien, die die Unicredit einlösen kann. Nach der Genehmigung der EZB seien aber noch "einige weitere Schritte" notwendig, erklärte die Unicredit am Freitag; etwa die Zustimmung des Bundeskartellamts, das seit Ende Februar die Auswirkungen des Aktienerwerbs durch die Unicredit auf den Wettbewerb prüft.
Außerdem warte die Unicredit noch auf den Start eines "konstruktiven Dialogs" mit der neuen Bundesregierung, erklärte die Bank. Die scheidende Bundesregierung hatte sich gegen eine Übernahme ausgesprochen. Sie kritisierte die "unfreundlichen Methoden" der Unicredit und nannte das Verhalten "befremdlich und unangemessen". Auch der wahrscheinlich künftige Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit als "feindlich" kritisiert.
Der Bund ist mit rund zwölf Prozent zweitgrößter Anteilseigner der Commerzbank. Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums sagte, die Mitteilung der Unicredit ändere nichts an der Position der Bundesregierung, sie unterstütze die auf Eigenständigkeit gerichtete Strategie der Commerzbank.
Das Management der Commerzbank versucht sich gegen die mögliche Übernahme etwa mit ehrgeizigen Gewinnzielen und einem Stellenabbau zu wehren. Großzügige Dividenden sollen die übrigen Aktionärinnen und Aktionäre überzeugen, dass sich ein Verkauf an Unicredit unter Umständen nicht lohnt. Bis 2028 sollen 3900 Vollzeitjobs wegfallen - die meisten davon in Deutschland.
Am Freitag erklärte die Commerzbank, sie habe die Genehmigung der EZB "zur Kenntnis genommen". Dieser Schritt ändere nichts an der grundsätzlichen Situation: Die Unicredit sei nach wie vor ein Aktionär der Bank. "Wir sind überzeugt von unserer Strategie, die auf profitables Wachstum und Wertsteigerung zielt und arbeiten an der erfolgreichen Umsetzung."
Y.Byrne--NG